Annika Wahl von yogastreet.de schreibt:

Ich habe eine Frage an dich. Du hast mal gesagt, wir befinden uns im Kali-Zeitalter…manche sagen, jetzt kommt das Jahr des Lichts…! Ich verstehe beide Aussagen nicht. Mich interessiert wo dieses Wissen über die Zeitalter herkommt…und gibt es Literatur dazu? Was passiert im Kali-Zeitalter und was kommt wann als nächstes?

Antwort von S.G. Chandra:

Liebe Annika,

was andere über Zeitalter denken oder sagen kann ich nicht pauschal kommentieren, dafür sind zu viele verschiedene Ansichten und Philosophien im Umlauf. Aber gerne beantworte ich Dir Deine Fragen aus der Sicht der vedischen Weltanschauung, von der letztlich viele dieser umläufigen Konzepte gespeist werden. Du kannst Dir dann eine eigene Meinung bilden.



Deine Frage bezieht sich auf die Yugas und damit auf ein Element der vedischen Zeitrechnung. Zeit ist ja einer der bedeutendsten Faktoren im Leben, daher wird dieses Thema in vielen verschiedenen dieser antiken Texte aufgegriffen.

Unter den Smrti ist da die Manu-smrti hervorzuheben, aber leider sind davon keine vollständigen bzw. einheitlichen Überlieferungen erhalten. Unter den Shruti nimmt das Srimad Bhagavatam die krönende Stellung ein. Diese Schrift gilt als die Essenz aller Veden und ist bis zum heutigen Tag in ihrer reinen Form erhalten. Im dritten Kanto, elftes Kapitel findest Du die Beschreibung der vedischen Zeitrechnung. Der Yugazyklus wird in den Versen 18- 22 besprochen. https://vedabase.io/en/library/sb/3/11/18/



Bevor wir das Kali-yuga und das Zeitalter des Lichts im Detail betrachten, ist es meiner Ansicht nach wichtig das vedische Konzept von Zeit grundlegend zu verstehen. Entsprechend der vedischen Wissenschaft ist 1. Zeit zyklisch und 2. existieren unterschiedliche Zeitdimensionen.

In der westlichen Vorstellung hält man Zeit für linear. Es gibt es die Stunde Null, den Urknall und seitdem eine fortwährende Entwicklung von der Bakterie bis zum zukünftigen Supermenschen, vom Steinwerkzeug zum Laserschneider. Selbst nach dem gewöhnlichen Verständnis der Bibel musste die Welt erst in sieben Tagen geschaffen werden und endet schließlich mit dem jüngsten Gericht.

Hingegen leben wir laut der vedischen Wissenschaft in einer Welt des unaufhörlichen, ewigen Wandels. Anfangslos und endlos. Es gab nicht zuerst die Henne oder das Ei. Sie sind eine Einheit. Beides sind unterschiedliche zeitliche Stadien ein und desselben, sich ständig wiederholenden Zyklus. In einfachen Worten: Zeit ist ein Kreis und keine Linie.

Alles pulsiert, atmet, wächst und vergeht. Individuen, Zivilisationen, Künste, Technologien. Sie kommen und gehen, endlos wie die Wellen im Ozean.

Jedes Universum existiert in einem Atemzug Gottes.



Wenn Vishnu ausatmet, gehen unzählige Universen von ihm aus und dehnen sich aus. In einem davon leben wir. Wenn Vishnu einatmet, ziehen sich die unzähligen Universen wieder zusammen und gehen in ihn ein.
Das was ein Atemzug Vishnus ist, ist die Lebensdauer Brahmas, des erstgeborenen und höchsten Lebewesens im Universum. Er entspricht im Wesentlichen der christlichen Vorstellung Gottes, denn er schöpft Himmel und Erde, die Sterne und Meere und ist der Vater aller Lebewesen.

Ein Tag im Leben Brahmas entspricht 4,32 Milliarden irdischen Jahren und ebenso länge währt seine Nacht. Das bedeutet in einem Augenaufschlag Brahmas (in einer Sekunde Brahmas) vergehen für uns 100.000 Jahre, während sein Leben wiederum nur einen Atemzug Vishnus währt. Das sind ca. 311.040.000.000.000 irdische Jahre, also rund 311 Billionen Jahre, von denen bereits etwa 155 Billionen vergangen sind.

Für die Götter des Olymp wie Jupiter, Venus oder Mars bzw. ihre germanischen, indischen oder anders benannten Gegenstücke währt ein Tag ca. 6 irdische Monate, ebenso wie ihre Nacht. Darüber und darunter gibt es noch weitere sich nach oben bzw. nach unten skalierende Zeitebenen. In einfachen Worten: Zeit ist kein Kreis, Zeit ist ein Strudel. Auf der höchsten Ebene sind die Rotationen vergleichsweise gemächlich, aber je tiefer man geht, desto schneller dreht es sich.



Auf der irdischen Ebene gibt es verschiedene, sich ständig wiederholende Zyklen, wie beispielsweise den Zyklus der Jahreszeiten. Ebenso gibt es den Zyklus der Zeitalter, bestehend aus vier Zeitaltern oder Yugas. Ein vollständiger Zyklus dauert 4,32 Millionen Jahre. Davon nimmt das Satya-yuga vier Zehntel dieser Zeitspanne ein (1.728.000 Jahre), das Treta Yuga drei Zehntel (1.296.000 Jahre), das Dvapara-yuga zwei Zehntel (864.000 Jahre) und das Kali-yuga ein Zehntel (432.000 Jahre).



Im Satya-yuga – dem sogenannten goldenen Zeitalter – sind das Bewusstsein, das physische und mentale Potential und die Lebenskraft in voller Blüte. In ähnlichem Verhältnis wie die darauffolgenden Zeitalter an Dauer verlieren, nehmen das Bewusstsein, die Fähigkeiten und die Lebenskraft ab, bis sie im Kali-yuga ihren Tiefststand erreichen.

Das Kali-yuga begann vor rund 5000 Jahren und damit der Niedergang der großen Hochkulturen. Die Inkas, Mayas und Azteken welche den europäischen Seefahrern begegnet sind, hatten bereits den großen Teil des Wissens ihrer Vorväter verloren.
Um dem entgegenzuwirkens wurden in Indien unter der Führung Krishna’s Vorkehrungen für die Nachwelt getroffen. Man sammelte das gesamte Wissen der Kultur, ordnete es und hielt es schriftlich fest. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Wissen nur mündlich weitergegeben, denn es heißt vormals hatten die Menschen so ein ausgezeichnetes Gedächtnis, dass sie nichts vergaßen was sie einmal gehört hatten.
Diese riesige Bibliothek von Wissen, dieses Vermächtnis einer Hochkultur sind die Veden. Ihnen ist es zu verdanken, dass diese Kultur in Indien als einzige von den alten Hochkulturen bis heute überlebt hat. Zwar nicht in voller Pracht, aber durch verstreute Wissens- und Kulturzentren zumindest am Leben erhalten.

Im Srimad Bhagavatam wurden Vorhersagen für das sich damals nahende Kali-yuga getroffen. Im zweiten Kapitel des zwölften Kantos bekommst Du einen guten Eindruck was in diesem Zeitalter vor sich geht. https://vedabase.io/en/library/sb/12/2/

Zusammenfassend sind es Zustände die wir mit dem dunklen Mittelalter assoziieren und noch schlimmer. Diese düstere Zeit fügte sich ein in die abwärts führenden Entwicklung die vor rund 5000 Jahren begonnen hat und noch 427.000 Jahre die Gesellschaft weiter degenerieren sollte. Wieso hat aber vor 500 Jahren die Geschichte plötzlich einen völlig neuen Verlauf genommen?

Laut den Veden passiert einmal in rund tausend Yuga- Zyklen etwas absolut außergewöhnliches. Mitten im Kali-yuga bricht ein goldenes Zeitalter an, eine Satya-yuga-Phase welche 10.000 Jahre währt. Das ist vergleichbar wie wenn mitten im Winter der Frühling ausbricht. Also im Januar plötzlich 25 Grad sind.
Dabei ist zu verstehen, dass der Wechsel von einem Zeitalter zum nächsten nicht abrupt, sondern organisch vonstatten geht. Eben so wie bei den Jahreszeiten und allem was natürlich wächst. Wie alles im Leben ist daher auch die vorher erwähnte abwärts führende Entwicklung natürlich nicht geradlinig, sondern zeichnet vermutlich eher ein Bild wie ein Börsenkurs mit kleinen Spitzen und Tälern. Erfahrungsgemäß gibt es in jedem größeren Zyklus viele kleinere Zyklen und in jedem dieser kleineren Zyklen wieder viele noch kleinere Zyklen und so weiter bis zum Atom.



Wir leben daher in einer besonderen Zeit. Für gewöhnlich wird jedes Zeitalter durch einen Avatar eingeläutet. Ende des 15. Jahrhunderts erschien der “verborgenene” Avatar (auch der “goldene“ Avatar genannt) und begann damit ein Satya-yuga, obwohl gleichzeitig nach kosmischem Kalender eigentlich immer noch Kali-yuga ist. Beides existiert gleichzeitig. Ausbeutung, Betrug, Materialismus und das Streben nach Wissen, Liebe und Göttlichem.
Dies bedeutet, dass obwohl die Welt um uns herum stark von Kali dominiert wird, trotzdem für uns die Möglichkeit der Anbindung an eine höhere Sphäre besteht. Das Wissen um ein erhabenes und harmonisches Leben zu führen ist zugänglich und auch karmisch kann der Raum geschaffen werden um das für sich persönlich umzusetzen.

Indem wir unser Bewusstsein erheben, verändern sich unsere Glaubensgrundsätze und damit unsere Ziele. Das bedeutet, erst durch ein gesteigertes Bewusstsein können wir uns für höheres, holistisches Wissen öffnen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass bei manchen Menschen spirituelle Erkenntnisse oder Sichtweisen trotz aller Logik und guten Argumente auf Unverständnis oder sogar Ablehnung stoßen.
Unsere Glaubensgrundsätze und Ziele bestimmen unsere Handlungen, welche sich wiederum auf unser Umfeld und den persönlichen Lebenspfad auswirken, also den notwendigen karmischen Freiraum zur Selbstentfaltung schaffen oder beschränken.

Die wirkungsvollste und von den Veden empfohlene Methode zur Erhebung des Bewusstseins ist das Chanten von Mantras welche die Namen Gottes beinhalten, insbesondere den Maha-Mantra (den großen Mantra).



Mantrameditation ist die Wissenschaft in welcher man durch Klangschwingung die Frequenz des Bewusstseins verändert. Tatsächlich verändert sich durch Klangschwingung auch die Struktur der Elemente, insbesondere von Wasser und damit die Struktur unserer Zellen.
Etwas, dass man derzeit sehr deutlich am negativen Beispiel beobachten kann, nämlich die Auswirkungen hochfrequenter Schwingungen, wie beispielsweise von Mobiltelefonen, WLAN, Satellitensignale etc.
Die durch solche Geräte verursachten Deformationen zeigen sich deutlich in mikroskopischen Aufnahmen, beispielsweise der Blutzellen. Die Auswirkungen auf das Bewusstsein sind schwieriger nachzuprüfen, aber nicht von der Hand zu weisen
Durch Mantras können diese Wellen jedoch teilweise oder sogar vollständig neutralisiert werden. Auf dieser Ebene zeigen sich die derzeit entgegengesetzt wirkenden Energien also besonders deutlich.



Es ist einfacher die Vergangenheit und Gegenwart zu analysieren, als zu verstehen wie genau sich die Dinge von hieran weiter entwickeln werden. Wir haben mit dem Erscheinen des goldenen Avatars in Westbengalen eine globale Erhebung des Bewusstseins erlebt. In Europa deutlich sichtbar mit der Renaissance, der Wiedergeburt der antiken Wissenschaften und Kulturen.
Unglaubliche Werke wurden vollbracht, Neues entdeckt. Durch Analyse, kritische Fragen und technologischen Fortschritt konnten wir uns von der Geisel einer eher einfältig, naiven Theologie befreien und vielfältige Kulturen und Philosophien kennenlernen. Aber unter all den neuen Wegen die man hätte einschlagen können, haben wir vorerst Mammon und Nihilismus gewählt.

Es ist als wären wir aufgesprungen zu höheren Zielen, aber haben uns auf halben Weg doch wieder in unsere niederen Natur fallen lassen. Es gehört wohl einfach zu den vielen kleineren Zyklen von fehl laufen und neu justieren, die notwendig sind auf dem Weg zum Erfolg.

Einer der großen, selbstverwirklichten Meister unserer Linie hat mittels der Sterne prophezeit, dass bis zum Ende des 23. Jahrhunderts das Satya-yuga in vollem Ausmaß manifestiert sein wird, also auch im unmittelbaren, globalen Weltgeschehen. Damit wären es also insgesamt etwa 800 Jahre Übergangsphase vom eisernen Zeitalter ins Goldene und wir sollten nach einer schwierigen Periode, die 2020 begonnen hat, rapide Veränderungen erleben. Im Vergleich dazu dauerte der Wechsel vom vorangegangenen Zeitalter zum Kali-yuga etwas länger als tausend Jahre.

Allem Anschein nach wird sich also dieser Prozess trotz Widrigkeiten und Widerstand nicht aufhalten lassen. Immer wieder stößt die spirituelle Kultur zu uns durch und rüttelt uns aus dem groben Materialismus wach. Auch Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten europäische Gelehrte (insbesondere aus Deutschland) die vedischen Schriften für sich und begannen ihre Bedeutung zu verstehen. Dies löste eine Gegenbewegung aus, die alle Mittel nutzt um die Veden zu diskreditieren und vorm Auge der Öffentlichkeit zu verbergen, vermutlich um den dominierenden Status quo des christlichen Abendlands zu bewahren.
Unter anderem erfanden sie die Mär der Arierinvasion um die vedische Geschichtsschreibung und die damit verbundene Philosophie und Wissenschaft ins Reich der Mythen zu verbannen.

Aber der Same wurde gesetzt und wieder und mehr und mehr dringen die Veden mit Yoga, Philosophie, vegetarischer Küche, Musik und Kultur in den Westen.
Die Veden sind universal und zeitlos. Sie haben die Kraft die jeweiligen eigenen, angestammten holistischen Konzepte und Lebensweisen wiederzuerwecken. Egal ob Du Inder, Europäer, Latino, Afrikaner oder Aborigine bist. Diese Schriften wollen Dich nicht bekehren, sondern Dich Deinem Level und Deiner Natur entsprechend unterstützen wahrhaft und wirklich Du selbst zu sein, im Einklang mit Gott und der Welt. 



Wenn Du die vedische Kosmologie besser verstehen möchtest, würde ich Dir das Buch “Gott und die Götter” von Armin Risi empfehlen. Diesem Schweizer gelingt es die oft kryptisch oder mythisch erscheinenden Veden für den naturwissenschaftlich und kritisch denkenden europäischen Geist aufzubereiten. Es ist ein ausgezeichnetes und spannendes Lehrbuch. Alle dargelegten Konzepte sind mit Quellenverweisen belegt.

https://www.meerstern.de/govinda/11/gott-und-die-goetter?c=66


Falls Du weitere Fragen hast, melde Dich einfach.


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